Unterwegs am El Caminito del Rey
Es ist schon Jahre her, seit Ich im Herbst 2009 durch Zufall über das Youtube-Video „The most dangerous pathway in the world“ gestolpert bin. Damals hatte ich zwar mit Klettersteigen noch relativ wenig bis gar nichts am Hut, jedoch war mir sofort klar: „Da muss ich hin“.
Ganze fünf Jahre und 3 Anläufe hat es dann gedauert, bis sich jemand gefunden hat, der dieses Projekt mit mir angehen wollte und mit mir nach Spanien geflogen ist.
Im Vorfeld versuchten uns Freunde immer wieder von unserem Vorhaben abzuhalten, unter anderem mit der Aussage, das Betreten des El Caminto del Rey wäre Verboten und würde mit 30.000€ bestraft werden. Eine Nachfrage bei den Klettervereinen in der Gegend um Malaga sowie später die Beschilderung um den Steig klärten jedoch recht schnell auf: Nicht das Betreten des alten Weges ist verboten, sondern lediglich das Betreten der Gleisanlagen und der Tunnel welche am Steig vorbeiführen. Dies ist für den Steig aber gar nicht nötig und nebenbei erwähnt absolut unsinnig und lebensgefährlich.
Lange darauf gewartet ging es im November 2013 endlich nach Spanien. Mit RyanAir. Und jeder der schon mal mit der irischen Billiglinie geflogen ist weiß auch, dass diese nur billig ist, wenn man nur mit den zulässigen 10kg Handgepäck fliegt.
10kg und Kletterausrüstung schließen sich aber eigentlich aus, oder? Nein 🙂 Denn zu den 10kg zählt nur, was im Koffer ist. Was man am Körper trägt wird nicht berechnet. Ich sage euch, die Blicke der Kontrolleure am Flughafen sind göttlich, wenn du mit angelegtem Klettergurt mit Bandschlingen und Karabinern sowie einem 25m Seil an der Sicherheitskontrolle stehst.
In Malaga nimmt man sich am besten einen Leihwagen, die Kletterregion von El Chorro ist mit Bus und Bahn nämlich nur sehr schwer zu erreichen.
Ist man in El Chorro angekommen, orientiert man sich zuerst am Campingplatz. Von dort sind es nur noch etwa 500m in Richtung Norden bis man auf einen großen Parkplatz stößt. Ab hier geht es nun zu fuß, weitere 500m über Wanderwege und Trampelpfade bis man vor der markanten Felswand steht.
Bis vor wenigen Jahren konnte man hier einfach über die Eisenbahnbrücke laufen und war schon auf dem brüchigen Pfad. In Folge unzähliger tödlicher Unfälle, sowohl auf der Eisenbahnbrücke als auch durch unsichere Wanderer auf dem Pfad wurden die ersten 20m des Steiges entfernt.
Die einzige Möglichkeit jetzt noch auf den Königsweg zu gelangen ist es, sich auf alten eisernen Tritten ca. 80m über dem Boden zu einer Kletterstelle zu handeln und dort eine 3er Route im Vorstieg ca. 30m nach oben zu Klettern. Selbst für nicht allzu erfahrene Kletterer eine durchaus machbare Aktion.
Oben angekommen steht man nun auf dem im Jahre 1900 errichteten Versorgungspfad, mit welchem die zweite Chorro-Schlucht zum Bau einer Wasserkraftanlage erschlossen wurde. Nachdem der spanische König den Weg zur Eröffnungsfeier dieser Anlage nutzte, benannte man ihn in „El Caminio del Rey – Der Weg des Königs“ um.
In der ersten Schlucht bewegen wir uns immer der Wand entlang bis wir nach ca. 100 Metern an der ersten Schlüsselstelle standen. Hier wurden ein paar Platten aus dem Weg entfernt oder sind, was ich für viel Wahrscheinlicher halte einfach weggegammelt und in die Tiefe gestürzt. Ein Stahlträger, dient jetzt als Überquerungsmöglichkeit.
Wenige Meter weiter, kurz bevor wir das aus vielen Bildern bekannte Aqädukt überqueren konnten, standen wir noch vor einer zweiten Schlüsselstelle. Mit etwas Balance war aber auch diese Problemlos zu meistern und wir konnten endlich über die berühmte Brücke laufen.
Auf der anderen Seite der Schlucht hatte der Weg plötzlich einen viel schlechteren Zustand und das Sicherungsseil wechselte ins Format „Wäscheleine“.
Kurz vor dem Ende der zweiten Schlucht gab es noch eine kleine Engstelle zu überwinden. Diesmal ohne Tritte und das Seil war auch nur wenig vertrauenserweckend. Aber wie sagte mal ein guter Freund zu mir? „Marcel, Hirn ausschalten und springen“ – War zwar etwas doof aber hat funktioniert 🙂
Am ende der Schlucht folgte nun zur Entspannung ein Fußmarsch bis der weg endete. Wir vermuteten hier das Ende des Steiges und drehten um. Wie sich später heraus stellte, hätten wir uns ein paar Meter durchs Gestrüpp schlagen müssen und wären dann in der zweiten Schlucht gelandet. Doch auch unser GPS zeigte uns hier das Ende des Klettersteiges an.
Dem Rückweg nutzten wir, um uns den Weg etwas genauer anzuschauen. Der fachmännische Blick bestätigte uns, immer wenn vorhanden die Seile zu benutzten. Denn anders als vermutet besteht der Weg nicht aus Stahlbetonplatten sondern aus Ziegelsteinen, die mit Beton übergossen wurden und dann einfach auf die Stahlträger gelegt wurden.
Langfristige Tragfähigkeit? Sehr Fraglich!
In Summe kann man sagen: Sehr geiler Steig, wenn auch nicht wirklich anspruchsvoll! Gerne aber jederzeit wieder!